Mittwoch, 1. August 2012

DFL-Sicherheitsgipfel – Union gegen den Rest der Welt

Hier möchten wir Euch einen interessanten Text nahebringen, der vor einigen Tagen im Ultras Bochum-Blog erschienen ist. Thema hier ist der DFL-Sicherheitsgipfel vom 17.07.2012, bei dem einige einschneidende Entscheidungen getroffen wurden. Lest diesen Text, verinnerlicht ihn und setzt Euch weiter mit diesem (für alle Fanszenen wichtigen) Thema auseinander!
"Bitte unterschreiben Sie hier: __________ !"

DFL-Sicherheitsgipfel – Union gegen den Rest der Welt


27. Juli 2012
Am 17. Juli fand in Berlin der von Innenminister Hans-Peter Friedrich einberufene Sicherheitsgipfel mit Vertretern der Politik und Abgesandten von 53 Proficlubs statt.

Nachdem sich diverse Vorfälle aus der abgelaufenen Saison, allen voran das Relegationsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC Berlin, medial so schön zur Horrormeldung über den bevorstehenden Untergang des Abendlandes hochpushen ließen, sollten nun Maßnahmen her, um dem Pöbel auf den Rängen Herr zu werden.

Kurz zusammengefasst: Die Beschlüsse sind mal wieder ein Schlag ins Gesicht für die Fans. Hatte man in den letzten Wochen versucht, ein eventuelles Stehplatzverbot ins Gespräch zu bringen, um die Fanlandschaft vor dem Hintergrund dieser Hiobsbotschaft klein zu halten, wurde jetzt gönnerhaft verkündet, eben dies sei vorläufig kein Thema mehr. Nebenbei kommt es aber knüppeldick: Jede Form von Fehlverhalten (die Rede ist meist von Pyrotechnik und/oder Gewalt, die Trennung zwischen den beiden Sachverhalten wird meist ignoriert) soll konsequenter und härter bestraft werden. War nach dem relativ konstruktiven Fankongress 2007 in Leipzig die maximale Länge von Stadionverboten noch von fünf auf drei Jahre herabgesetzt worden, kann man sich zukünftig auf bis zu zehn (!) Jahre Stadionverbot gefasst machen.

Die anwesenden Vereinsvertreter – für den VfL Jens Todt- unterzeichneten plakativ auf einer großen Tafel einen Verhaltenskodex, der fünf Punkte umfasst. Diese sind so schön schwammig gehalten und unglaubwürdig, dass außer einem neuen Wandschmuck für die DFL-Kantine wohl nicht viel aus dem guten Stück werden dürfte.

Wir treten für die Werte des Fußballs ein

Welche sind das? Kommerzialisierung, Ausrottung der letzten aktiven Fans zugunsten von konsumierendem Klatschpublikum? Zufriedenstellung des Innenministers?

Wir verurteilen jede Form von Gewalt

Schön und gut. Hoffen wir mal auf ein Donnerwetter von Herrn Friedrich oder Jens Todt beim nächsten Schlagstockeinsatz der Polizei

Wir dulden keine Pyrotechnik beim Fußball

...es sei denn, ein Sponsor hätte das gerne werbewirksam inszeniert, oder man wirbt am besten gleich selbst für Firmen wie Weco, deren tolle Produkte man jahrelang auf vielen Werbeplakaten im und ums Ruhrstadion angepriesen bekam

Wir bestehen auf die Einhaltung der Regeln

…nach denen bei konsequenter Auslegung einige der unterzeichnenden Vereine aufgrund von
Verbindlichkeiten in dreistelliger Millionenhöhe schon vor Jahren der Zwangsabstieg gedroht hätte, gäbe es nicht Mauscheleien und Entscheidungen hinter verschlossenen Türen.

Wir stehen für eine konsequente Sanktionierung

Das glauben wir natürlich gerne. Wenn auch dieser Punkt etwas unglaubwürdig wirkt, schaut man sich die teils nicht nachvollziehbare Verteilung der Länge von Stadionverboten an. Kommt da hin und wieder der Würfel zum Einsatz? Wird natürlich demnächst schwieriger, wenn man Werte von 1-10 braucht.

War anfangs von 53 Proficlubs die Rede, liegt das daran, dass Union Berlin den Besuch dieser zweifelhaften Veranstaltung abgesagt hat. Die offizielle Meldung des Vereins gibt es hier.

Begründet wird das unter anderem wie folgt:

„Die Kürze der Zeit ließ eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Vorschlag für einen gemeinsamen Kodex der Vereine sowie eine Diskussion über Maßnahmen und Vorschläge zu den Bereichen Prävention, Kontrollsysteme und Sanktionierung leider nicht zu. Wir erachten einen breiten Konsens innerhalb unseres Vereins unter Einbeziehung möglichst vieler Beteiligter, wie z. B. der Fanbeauftragten, Sicherheitsbeauftragten und Gremien sowie der Fan- und Mitgliederabteilung als zwingende Voraussetzung, um Maßnahmen, welche unseren Verein und seine Fans betreffen, auch wirksam umsetzen zu können. Für den 1. FC Union Berlin ist der seit Jahren mit der Fanszene des Vereins geführte Dialog von elementarer Bedeutung und neben Regeln und Sanktionen Basis des friedlichen Ablaufes von Fußballspielen. Ein Kodex, der sich auf das Verhalten der Union-Fans auswirken soll, kann nur mit ihnen gemeinsam erarbeitet und umgesetzt werden“ [www.fc-union-berlin.de 17.7.2012]

Diese Reaktion ist genau die, die sich jeder Fan von seinem Verein hätte erwarten sollen! Hier wird der Zusammenhalt zwischen Club, Umfeld und Fans offenbar noch so gelebt, wie es sein sollte. Sehr traurig, dass sich 53 von 54 Proficlubs ohne zu hinterfragen brav eine vorgekaute Meinung nicht nur aufdrücken lassen, sondern sich auch noch dazu verpflichten, diese mit umzusetzen, obwohl es eigentlich überhaupt nicht ihre Aufgabe wäre.

Bezogen auf unseren VfL ist das mal wieder doppelt traurig. Andere Vereine spielen tollen, erfolgreichen Fußball und können sich vor Fans kaum retten. In Bochum, wo der Schulterschluss mit den noch verbliebenen, treuen Anhängern wichtiger als je zuvor wäre, hat man leider nichts besseres zu tun, als in die vorgegebene Kerbe von Politik & DFL zu schlagen. Dabei wäre genau das Gegenteil endlich mal ein Weckruf und ein klares Bekenntnis zu den eigenen Fans gewesen.

Nein, auf der Homepage des VfL wird brav berichtet, welch tolle Ergebnisse der Gipfel doch brachte.
(Hier) Highlight:
“Um die einzigartige Fan-Kultur zu erhalten, werden zudem weitere technische, infrastrukturelle und organisatorische Maßnahmen geprüft, wie z. B. der flächendeckende Einsatz modernster Video-Systeme, die an einigen Standorten bereits vorhanden sind.”

Bedanken wir uns also alle dafür, dass Big Brother nur dazu dient, unsere gute, alte Fankultur zu schützen…

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