Donnerstag, 1. November 2012

Offener Brief an die Führung des VfL Bochum 1848 zum DFL-Sicherheitskonzept



Sehr geehrte Mitglieder des Aufsichtsrates,
sehr geehrte Mitglieder des Vorstandes,



das DFL-Sicherheitskonzept, an dem auch unser Vorstandsmitglied Ansgar Schwenken mitgewirkt hat, schlägt derzeit sowohl in den Medien als auch in den Vereinen sowie innerhalb der Fanszene hohe Wellen. Überall, wo es mit aktiven Fans diskutiert wurde, stößt es auf Ablehnung. Doch nicht nur der Fan als Adressat dieser geplanten Repressionen lehnt das Konzept ab, auch in der DFL organisierte Vereine wie Union Berlin, der Hamburger SV, Fortuna Düsseldorf, der VfL Wolfsburg, St. Pauli, Hertha BSC, der 1. FC Köln, der FC Augsburg, der TSV 1860 München, Eintracht Frankfurt, Mainz 05, der 1. FC Kaiserslautern, Dynamo Dresden, SC Freiburg sowie Erzgebirge Aue lehnen das Konzept ebenso ab wie unzählige Medienvertreter von der Berliner Zeitung („Vollends abstrus wird es, wenn von Fans verlangt wird, dass sie füreinander haften.“) über den Tagesspiegel („Ganzkörperkontrollen sind für mich Methoden des Polizeistaats jenseits der Menschenwürde.“) bis hin zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung („Der Fußball hat unbestreitbar mit einigen Fans ein Problem - aber mit diesem Konzept ist er drauf und dran, sich ein noch größeres zu schaffen.“). Auch die AG Fananwälte hat kürzlich auf zwölf Seiten dargelegt, wieso dieses Konzept nur abgelehnt werden kann.

Die vielfältigen Ablehnungsgründe wurden bereits mehrfach dargelegt und kommuniziert. Daher wollen wir uns an dieser Stelle lediglich darauf beschränken, dass wir die bekannten Gründe teilen und dieses Konzept ebenso wie jeder normal denkende Mensch und Bürger nur ablehnen können.

Anstatt nun also eine weitere inhaltliche Diskussion loszutreten, wollen wir unseren Unmut über das (Nicht-)Agieren unseres VfL Bochum 1848 in dieser Frage zum Ausdruck bringen. Wir kritisieren, dass unser Verein keinerlei Austausch mit seinen Fans in dieser Frage gesucht hat. Nur auf Druck aus Reihen der Fans wurde nach dem Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin ein Gespräch mit ausgewählten Vertretern - und keineswegs repräsentativ für die Breite unserer Fanszene – mit einem für alle Seiten unbefriedigenden Ergebnis geführt.

Wir kritisieren, dass unser Verein im Gegensatz zu vielen anderen Profivereinen das Konzept seinen Fanclubs nicht zur Diskussion übersandt hat und um Unterstützung bei der Meinungsbildung gebeten hat. Wir erklären unser Unverständnis darüber, dass ein Mitglied unserer Vereinsführung als einer von sechs Clubvertretern an einem Konzept mitgewirkt hat, das nicht nur ein Schlag in die Magengrube eines jeden aktiven Fans ist, sondern das ebenso Bürgerrechte und Datenschutzfragen mit Füßen tritt. Wir kritisieren, dass unser Fanvertreter im Aufsichtsrat bei diesem Konzept keine anderen Sorgen hat, als die Umsetzung der Feinjustierung von Repressalien gegen Fußballfans.

Der VfL Bochum 1848 hätte bei der Diskussion über das DFL-Konzept mit seinen Fans und Mitgliedern die Möglichkeit gehabt, Fan- und Mitgliedernähe zu zeigen und einen intensiven Austausch bei der Meinungsbildung zu dem Konzept zu pflegen. Doch einmal mehr hat die Vereinsführung offenbart, wie wenig ihnen selbst das Leitbild bedeutet und eine weitere Chance, sich als Mitgliederverein zu etablieren, vertan. Wir fühlen uns in unserem Eindruck bestätigt, dass der Austausch mit den eigenen Fans nicht wirklich und überzeugt gelebt wird. Denn wenn es an das so genannte Eingemachte geht, sind dem VfL die Belange seiner Anhänger egal. Selbst Vereine, die von unseren Vorstandsmitgliedern in Berichten auf Jahreshauptversammlungen mit süffisanten Kommentaren versehen werden, sind uns inzwischen nicht nur sportlich und finanziell, sondern auch was die Einbeziehung der eigenen Fans betrifft, meilenweit voraus. All dies spricht nicht für unseren VfL. Im Gegenteil. Der VfL ist nicht nur auf dem Weg den sportlichen Anschluss zu verlieren, er verliert auch den Draht zu der ihn tragenden Säule namens Fans.

Für uns ist klar, dass wir das Sicherheitskonzept nicht mittragen werden und auch den dort geforderten Verhaltenskodex nicht unterzeichnen können. Wir fordern den Aufsichtsrat und den Vorstand daher auf, umgehend in den Dialog mit den VfL-Fanclubs und VfL-Fans über die Inhalte des Konzeptes zu treten, Fanclubs und Fans eigenständig und zeitnah über neueste Entwicklungen in dieser Frage zu informieren und das Abstimmungsverhalten unseres VfL zu dem Sicherheitskonzept in der DFL-Mitgliederversammlung mit Fanclubs, Fans und Mitgliedern des Vereins abzustimmen.

Wir hoffen, dass der VfL seine Fanclubs zu schätzen weiß und mehr in ihnen sieht als Zusammenschlüsse von Einzelpersonen, deren Stellenwert sich in Weihnachtsfeiern, Mitgliedsausweisen, Vorkaufsrechten und Konferenzen mit gratis Fiege bemisst. Wir sehen uns als Partner des Vereins, mit denen Fanbelange diskutiert und abgestimmt werden. Ansonsten hätten sich unsere Strukturen überlebt und es bliebe nur noch die letzte Konsequenz der gelebten Nichtanerkennung und Nichteinbeziehung Rechnung zu tragen und als eingetragener Fanclub beim VfL Bochum 1848 auszutreten. Denn wir leben den VfL, wir beleben die Kurve, wir erzeugen Stimmung. Wir sind keine Vertragspartner für von oben diktierte Repressalien gegen unsere eigenen Mitglieder.

Mit freundlichen Grüßen,

A.S.E.K. Crew
Azzurro Bochum 1999
Bistro Boys
Blau-weiße Brille
Blau-weiße Freunde Block A
Blau-weißer Klüngel
BO-city
Boombastic
Caramba Bochum
Commando Bochum 1993
FANatics Bochum
Generation Blau
Glück auf Bochum
La Onda
Linksdrall
Outsiders Bochum
Prinzip Hoffnung
Ruhrpott-Adler
Ruhrpottkanacken Schwedt
sUBoles
Supreme Corps 1998
Ultras Bochum ’99
VfL4u


(weitere Unterzeichner willkommen)

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